Städtische Desinfektionsanstalt

1887 eröffnete in der Reichenberger Str. 66 die erste Berliner Desinfektionsanstalt mit dem Ziel, der rasanten Ausbreitung von tödlichen Infektionskrankheiten, insbesondere in den städtischen Arbeiter:innenbezirken, Einhalt zu gebieten. Wenige Jahre später wurde sie bis in die heutige Ohlauer Str. 39-41 erweitert. In den 1920er Jahren stieg der Bedarf noch einmal enorm an, weil sich die Lebensverhältnisse vieler Menschen verschlechterten.
Für eine Desinfektion wurden zunächst die gesamte Kleidung, Bettwäsche und Matratzen infizierter Haushalte mit dem Pferdewagen abgeholt, in die Anstalt gebracht und dort durchdesinfiziert. Zudem wurde seit 1890 auch die Wohnung desinfiziert. Die Desinfektion wurde zu einem Sinnbild für Armut und Elend, für die sich Betroffene häufig schämten.

Desinfektion einer Wohnung in Kreuzberg, Berlin, um 1980, Foto: Ohne Angabe, FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum